Categories
Hardware

Fast ein i7 3770k für 20€, alt gegen neu, Westmere CPU aus 2008 eine Chance gegen aktuelle?

Einleitung
So, nun nach etwa 1 1/2 Jahren nach der Veröffentlichung dieses Artikels, welcher auf positive Resonanz stoss, [Review] Hat der uralt Sockel 1366 eine Chance gegen Skylake? Westmere als CPU Geheimtipp.. über den älteren Sockel 1366 bzw. Sockel B, folgt nun aus gegebenen Anlass dieser hier, da inzwischen die CPU Leistung von Generation zu Generation zu stagnieren scheint.
Kommen wir jedoch zum Hauptthema:

Kann eine Plattform aus dem Jahre 2008, für insgesamt 100 Euro mit einer aktuellen Platform noch mithalten? Der Selbstversuch.. ein weit unterschätzter Titan


Inhalt dieses Artikels:

1. Einleitung
2. Spezifikationen
3. Erster Eindruck
4. Das System
5. Overclocking
6. Spiele-Benchmarks [Gewünscht oder nicht? Bitte kommentieren]
7. Performancevergleich zu aktuellen Systemen
8. Fazit

Ich garantiere euch schon jetzt, viele von euch werden merken, daß ein Aufrüsten alter Systeme nicht immer nötig ist.. aber schauen wir weiter.

Spezifikationen

Die hier getestete CPU ist ein Intel Xeon E5620, und wurde erstmals im Jahre 2010 veröffentlicht.
Diese CPU gehört der Westmere-EP Architektur an, und ist der Nachfolger von Nehalem-EP aus dem Jahre 2007.
Weiterhin ist diese CPU der Nachfolger der damaligen 45nm Architektur, welche noch von dem Intel Core 2 Quad etc. etc. bekannt sein dürfte, und besitzt im Gegensatz zu der alten Nehalem Architektur einige Neuerungen.
Die Xeon E5620 CPU eignet sich sowohl für den Gebrauch auf handelsüblichen Motherboards, sowohl Server Motherboards für den Multi-Sockel Betrieb mit mehreren NUMA Knoten.
Genauere Daten werde ich nun tabellarisch auflisten im Vergleich zu neueren CPUs.


Erster Eindruck
Als ich die CPU als erstes bekam, habe ich mich durchaus gewundert, da diese eine recht hochwertige Erscheinung machte.
Weiterhin ist gut zu sehen, dass das PCB sehr viele Bauteile enthält, vorallem auf der Rückseite, was vorallem mit Haswell ziemlich abgenommen hat.
Der Heatspread ist mit dem DIE verlötet, was für eine gute Wärmeabfuhr sorgt, und damit bessere Kühleigenschaften.
Ich habe bereits mehrere CPUs für diesen Sockel gebraucht erworben, und alle waren bisher heil.
Jetzt kommen wir aber zu dem zweiten Bestandteil dieses Artikels, undzwar das Motherboard

Motherboard:

Es handelt sich um ein Motherboard vom Typ MSI X58 Pro-E
Es hat eine recht hochwertige Ausstattung, jedoch kein USB 3.0, und kein SATA3, was für die meisten wohl kein Problem darstellt.
Es ist 3 Way SLI problemlos möglich, da der Chipsatz 42 Lanes zur Verfügung stellt, und es ist möglich (kann ich nicht bestätigen) wenn das Board einen
Chip von Nvidia enthält, alle 3 PCIe x16 Slots mit voller Bandbreite zu nutzen.
Einziger Wehrmutstropfen: Es ist noch PCIe 2.0, aber das macht ja bekanntlich nix.
Die Plattform stellt praktisch die letzte Generation des klassischen X58 kompatiblen PCs dar, da wir hier noch eine klassische Northbridge und Southbridge haben, ein 16-Bit BIOS von Phoenix/Award mit American Megatrends Label aus dem Jahre 2004 mit Pentium 4 Kompatibilität.
Für Extremübertaktet, und Hardware-Modder eignet sich das Board sehr gut, da man hier sogar via Bitregister den Koprozessor des Xeons steuern kann, weiteres dazu gibt es aber in einem neuen Tutorial.
Auffällig ist wohl die Tatsache, dass dieses Board 6 RAM Slots hat, statt der üblichen 4, was darauf zurückzuführen ist, dass es sich hierbei um eine Triple-Channel Plattform handelt, was soviel heisst dass das System 3 Speicherkanäle nutzt, statt der üblichen 2 auf aktuellen Systemen, was auch ein Zuwachs an Bandbreite bedeutet.
Abschließend ist noch zu erwähnen, dass der Memory-Controller unter dem CPU Sockel liegt, unter dem Northbridgekühler, da die Northbridge auf dieser Plattform den IMC enthält, und dieser deshalb nicht von der CPU abhängig ist.
Dieses Board ist neu bei einem eBay Händler für etwa 75 Euro inkl. Versand und Garantie zu finden.
Wie wir nachher rausfinden werden ist es sogar ein richtiges OC Monster.
Das System
Das Testsystem besteht aus folgenden Komponenten:


Netzteil, Grafikkarte und Festplatte sind jetzt nicht ganz so hochwertig, jedoch ist das für die Tests hier eher irrelevant.
Die Spannung wird dabei unter Last mit einem Multimeter gemessen.
Als Wärmeleitpaste kam eine Spritze für umgerechnet 19 cent zum Einsatz, aus China.

Das Motherboard hat insgesamt 75 Euro gekostet inkl. Versand, die CPU 15 Euro inkl. Versand, also sind wir bei 90€, jedoch habe ich 10€ Toleranz draufgeschlagen, da die meisten Xeon E5620 erst so um die 20€ angeboten werden.
Also im großen und ganzen schon ein toller Unterbau für den Preis

 

Overclocking

Bevor wir mit dem eigentlichen Overclocking anfangen, probieren wir erstmal paar Benchmarks auf dem Standardtakt, um Vergleichswerte zu haben.
Nachdem alles fertig war, und lief, wurde direkt mal der klassische Cinebench R15 gestartet.
Leider dauerte alles sehr lange durch die Uralt IDE Platte..
Der Standardtakt beträgt 2,66GHz mit Turbo.. und hier das daraus resultierende ernüchternde Ergebnis

Leider nur 293 Punkte und 83 Punkte pro Kern, leider nicht sehr viel für eine CPU mit 4 Kernen und 8 Threads, das ergibt 83×3,64 = 293 Punkte, schade eigentlich..
Das BIOS ist sehr “konservativ” gehalten, dafür jedoch einfach zu bedienen, halt wie die AWARD/Phoenix BIOSe aus den Anfängen der 2000er Jahre, dürften viele noch kennen


das Overclocking ist ebenfalls einfach zu betreiben, und sogar Offset VCore läuft perfekt..
Dabei geht meine CPU beim Idle, trotz Overclocking mit der Spannung auf etwa 0,9V runter.
Ich gehe jetzt nur von einem optimalen Takt aus, welchen ich mit jeden meiner Xeon E5620 und MSI X58 Pro-E Motherboards erreicht habe.
Der Baseclock bzw. Basistakt oder BCLK liegt hierbei bei 220MHz, welche bei diesem Board recht einfach zu erreichen sind.
Zu beachten ist dabei jedoch: der QPI Link Speed muss auf dem niedrigsten Multi des High-Speed Modes liegen, dass heist NICHT den Slow-Mode wählen.
Bis zu 220MHz kommt ihr mit dem CPU Clock Skew sehr einfach, ohne CPU und IOH Clock Skew sind nur um die 200MHz möglich.
Ab 220MHz wird es leider schwieriger, da man dort auch wieder extra Spannungen anheben muss.

Auch hierbei lassen wir mal den Cinebench R15 laufen.. dabei haben wir nun einen Multi von 4,4GHz auf einem Kern, und 4GHz auf allen Kernen

mit 622 Punkten liegen wir etwa 2% hinter einem i7 3770k, eigentlich kein schlechtes Ergebniss oder?
Auch die Peformance pro Kern lässt für das Alter der Architektur eigentlich wenig zu wünschen übrig
Als Kühler kam ein sogenannter EKL Brocken von Alpenföhn zum Einsatz mit dem Standardlüfter
Dabei lag die maximale Temperatur bei etwa 60 Grad auf dem heißesten Kern, was daran liegt, dass der IHS verlötet ist.
Zu beachten ist jedoch: Die Northbridge der X58 Motherboards ist meist passiv gekühlt, deshalb wäre es empfehlenswert diese mit einem kleinen Kühler zu kühlen, was auch hier einfach zu bewerkstelligen ist, da die Soutbridge mit einer Heatpipe mit dem großen Northbridge Kühler verbunden ist, so dass bei aktiver Kühlung der Northbridge auch die Southbridge mitgekühlt wird.
So ist eine bessere Stabilität gewährleistet.
Weiterhin wurde der Stromverbrauch bei Volllast bestimmt, und dieser liegt bei 160W für das Gesamtsystem, eigentlich nicht sehr gut, aber auch nicht sehr schlecht.
Dann kommen wir nun zum Peformancevergleich zu aktuellen System

Peformance Vergleich mit aktuellen Plattformen
Zum direkten Vergleich nehmen wir einfach mal eine Sandy Bridge Plattform mit i5 2500k, und eine Heizwell Plattform mit i7 4770k
Die Vorteile bei Sandy Bridge sind z.B. USB 3 Unterstützung und SATA3, was beides bei Sockel B nicht sehr oft anzutreffen ist.
Weiterhin ist die Lithographie ebenfalls auf 32m beschränkt wie bei Westmere, also kaum Fortschritte
Ein i5 2500k macht bei etwa 4,5GHz dagegen nur um die 540 Punkte im Cinenbench, also ist der Xeon E5620 um etwa 30% schneller, bei etwa einem ZEHNTEL des Preises

Nicht schlecht oder?
Nun kommen wir zum zweiten Vergleichskanidaten
Die Haswell Plattform mit dem i7 4770k bietet gewöhnlich mehrere Vorteile gegenüber der Plattform aus dem Jahre 2007, bzw. der CPU aus dem Jahre 2010.
Der i7 4770k unterstützt AVX und AVX2, ist in 22nm gefertigt, hat eine niedrigere TDP, modernere Schnitstellen, und ist in der Regel schneller, aber kostet dafür auch etwa das 20-fache des Xeon E5620.. das muss man sich erstmal auf der Zunge zergehen lassen.
Dieser macht im Cinebench R15 etwa um die 100 Punkte mehr, also liegt etwa bei 750 Punkten bei dem gleichen Takt, das bisschen Zuwachs gegenüber so einer alten Plattform ist beachtlich, vorallem da bei dem Westmere System die Leistung pro € sehr viel höher ist.

Sind noch weitere Benchmarks gewünscht? Wenn ja, bitte kommentieren
Spiele Benchmarks

Werden auf Wunsch hinzugefügt, bin leider nicht im Besitz vieler aktueller Spieler, nur so etwas wie Need For Speed Most Wanted [alt] etc.

Fazit
Also im Grunde eignet sich dieses Plattform noch heute sehr, vorallem für Leute, welche ein sehr Leistungsstarkes System mit wenig Geld aufbauen wollen z.B. 100€.
In dieser Preiskategorie findet man meist nur Pentiums und Celerons, aber warum solche kaufen, wenn es doch mehr Leistung für weniger Geld gibt?
Wie gezeigt wurde kann diese Plattform durchaus mit aktuellen mithalten, und kostet dabei nur ein Bruchteil.
Die neuen Schnitstellen wie SATA 3 und USB3 bzw. M2 konnte ich ebenfalls nachrüsten, und habe sogar einen PCIe Takt von 160MHz erreichen können, weshalb ich “fast” auf PCIe 3.0 Niveau bin.
Auch für Leute die ein Sockel B System haben, jedoch eine CPU wie einen i7 920 oder eine andere 45nm CPU, kann ein Xeon E5620, oder auch ein Xeon X5650 sehr lohnen (Dazu bitte [Review] Hat der uralt Sockel 1366 eine Chance gegen Skylake? Westmere als CPU Geheimtipp..)
Die Kombination aus MSI X58 Pro-E und Xeon E5620 stellt ein spiele und alltagstaugliche Kombination dar, welche ebenfalls für Hardware-Modder perfekt ist.
Also warum viel Geld für aktuelle Hardware ausgeben, wenn man dieselbe Leistung für ein 20-tel bekommt?
Falls Anregungen oder Fragen bestehen, bitte melden

By Knogle

I am a passionate individual who has been a dedicated user of Linux operating systems since 2014. My Linux journey began with FreeBSD, and I later transitioned to Debian, appreciating the flexibility and power that Linux offers.

To further enhance my skills, I undertook a preparatory course for the Red Hat Certified System Administrator (RHCSA) certificate, highlighting my commitment to continuous learning and professional development in the field of Linux system administration.

As the founder of Unix-Supremacy (formerly known as OpenKnogle Solutions or Knogle Industries), I have embarked on entrepreneurial endeavors in the realm of Unix-based systems. My expertise extends to programming in C and PAWN, allowing me to develop software solutions and contribute to the open-source community.

In addition to my technical pursuits, I am currently studying at RWTH Aachen University, majoring in Computer Science and Electrical Engineering. This academic background allows me to gain a comprehensive understanding of both software and hardware aspects in the field of computing.

Beyond my professional and academic endeavors, I am a curious individual who loves to explore and try out new technologies and innovative concepts. I am particularly passionate about supporting causes related to software freedom, the right to repair, and advocating for open-source software. I actively contribute to organizations such as the Software Freedom Conservancy, aiming to promote and protect these fundamental principles.

Overall, my journey as a Linux enthusiast, entrepreneur, programmer, and student has shaped my passion for technology and my commitment to making meaningful contributions to the open-source community.

4 replies on “Fast ein i7 3770k für 20€, alt gegen neu, Westmere CPU aus 2008 eine Chance gegen aktuelle?”

Ein fast “Oldie” mit vergessenen Qualitäten!
Hallo,
heute, wo jede noch so kleine Verbesserung an einer CPU als Riesenfortschritt dargestellt/ verkauft wird und mit einem entsprechender Preissteigerung gekoppelt ist, ist der Sockel 1366 ein vergessener “Ganz Großer”!
Ob sich der i7-9xx-Serie noch für einen Gamer-PC eignet, für den sich rasant weiter entwickelnden “Spiele-Wahnsinn” kann ich weniger beurteilen, obwohl die Hauptlast ja eigentlich auf der Grafikkarte liegt.
Aber als 8-Kerner-“Arbeitstier” mit einem relativ sparsamen Verbrauch ist der Sockel 1366-Xeon eine beachtenswerte Alternative zu den Wahnsinnspreisen von heute.
Ein Blick in die Xeon-Liste für Sockel 1366 ist sehr aufschlussreich und interessant.
Ein 8-Kerner von 40 Watt bis 130 Watt; alles ist vertreten und verhältnismäßig zu einem “Spottpreis” für gebrauchte CPU’s! Nicht zu vergessen der 12-Kerner mit nur ca. 60 Watt!
Sicher, es gibt ein paar Einschränkungen gegenüber dem heutigen Skylake, aber bei den Preisen für die “gebrauchten” 8 Jahre alte Xeon’s kann man schon viele hundert Euro sparen, und über das kleine Manko hinweg schauen.
USB 3.0, Sata3 oder M.2 nach zurüsten, ist ja heute kein Problem mehr; wer es unbedingt braucht!
Von der Weiterverwendung vor Rohstoffen, die sonst Schrott wären, will ich erst gar nicht anfangen.
Mein Primär-PC für den täglichen PC-Wahnsinn ist und bleibt das “Auslauf-Modell” Sockel AM1 (ca. 25 Watt)!
Aber als “Arbeitstier” wird der Sockel 1366 einen festen Platz bei mir erhalten!
Mit freundlichen Grüßen
E. Frosch

Hey!

Hab mit Interesse einige Seiten deines Threads bei PCGames Hardware und auch deinen Artikel hier gelesen. Thumbs up dafür!!

Ich hab mir jetzt auch n MSI X58 Pro (wohl ein E, aber ohne Aufdruck auf dem Board?) inkl. E5620 relativ preiswert geholt. Ziel ist aber definitiv ein 6 Kerner dafür. 4 Kerne werden nicht reichen aller Vermutung nach für bspw. BF5 Multiplayer.

Auf was muss ich bei dem Board achten wenn ich mich für eine CPU entscheide? E statt X hab ich schon rausgelesen. Höherer Multiplikator auch besser, richtig?

Wenn ich also bspw. einen E5645 6C hole, wird der wegen Multi von 18 nicht auf ~4 GHz kommen im Vergleich zum E5640 4C mit Multi von 20?!

Dachte, ich kommentiere erst mal hier, da hier noch so leer ist und der PCGH-Thread doch schon etwas umfangreicher ^^

Hallo Blu3ye,
Leider habe ich deinen Kommentar erst jetzt gesehen!
Das freut mich sehr dass du auch mal hier aktiv wirst!
Ich denke wenn du weniger als 100 Euro für das MSI X58 Pro bezahlt hast wirst du die richtige Wahl getroffen haben.
Als 6 Kern Prozessor würde ich dir jedoch zu einem E5649 raten, der hat einen höheren Multiplikator, und ist auf diesem Board extrem OC freudig! Bis zu 4,6GHz kannst du damit stabil und alltagstauglich schaffen.
Wenn du es drauf anlegst auch deutlich mehr.

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *